18. Januar 2025

Heilung von Komplextrauma verstehen

„Die größte Quelle von Leiden ist nicht das ursprüngliche Trauma, sondern die Tatsache, dass wir uns davon abkapseln müssen.“ – Gabor Maté

Wenn wir uns auf den Weg machen, hoffen wir oft auf schnelle Erleichterung. Doch statt einer linearen Verbesserung erleben viele Menschen Phasen, in denen es sich anfühlt, als würde alles schlimmer werden. Alte Wunden brechen auf, intensive Emotionen kommen an die Oberfläche, und manchmal fühlen wir uns erschöpfter als zuvor.

Warum ist das so?
Und warum ist dieser herausfordernde Abschnitt ein Zeichen dafür, dass wir wirklich heilen – und nicht scheitern?

Warum es erst schwerer wird

Unser Nervensystem hat über Jahre, oft Jahrzehnte, gelernt, mit Trauma zu überleben. Es hat Schutzmechanismen entwickelt, um uns vor überwältigenden Gefühlen zu bewahren
– durch z.B. Dissoziation, Anpassung oder das Unterdrücken von Emotionen.

Wenn wir uns auf den Weg machen, beginnen die „Schutzmauern“ dünner zu werden und offen zu legen, was sich dahinter befindet. Unverarbeitete Emotionen, die lange im Verborgenen lagen, melden sich zurück. Körperliche Symptome können auftauchen, intensive Ängste oder innere Leere können sich verstärken. Alles, vor was uns die Schutzstrategien bewahrt haben kommt ans tageslicht und es kann sich überwältigend anfühlen.
Vielleicht fragst du dich: Wieso bin ich denn dann überhaupt losgegangen?


„Trauma ist nicht das Ereignis selbst, sondern die anhaltende Unterbrechung der Verbindung zu uns selbst. Heilung bedeutet, diese Verbindung wiederherzustellen.“ Laurence Heller

Und genau das geschieht: Wir beginnen wieder zu fühlen. Wir begegnen unserem wahren Selbst, unseren unerfüllten Bedürfnissen – und oft auch der Trauer über das, was uns gefehlt hat.

Diese Phase kann schmerzhaft sein, aber sie ist kein Rückschritt, sondern ein Zeichen davon, dass wir uns wieder näher kommen. Im gleichen Moment kommen wir auch mit dem in Kontakt, was wir von uns „verabschieden“ mussten um die Beziehung zu unseren Bezugspersonen sicher zu stellen und ggf sogar unser Überleben zu sichern. Aus diesem Blickwinkel ist es nachvollziehbar, dass sehr starke Gefühle an die Oberfläche kommen können und schmerzliche Gefühle, wie Frustration, immense Wut oder tiefe Trauer hervorrufen können. Es ist Teil der Veränderung in dir.

Was NICHT hilft (auch wenn es manchmal verlockend erscheint)

Gerade in schwierigen Phasen gibt es Strategien, die kurzfristig erleichtern, langfristig aber den Heilungsprozess behindern. Dazu gehören:

Sich zurückziehen und alles alleine bewältigen wollen – Trauma entstand in der Trennung, Heilung geschieht in Verbindung. Auch wenn es schwer erscheind: Unterstützung ist entscheidend.

Sich selbst verurteilen („Ich sollte doch schon weiter sein!“) – Heilung ist kein geradliniger Prozess. Schwierige Phasen bedeuten nicht, dass du versagt hast, sondern dass du tiefgehende Veränderungen durchläufst.

Sich mit anderen vergleichen – Jeder Heilungsweg ist einzigartig. Was für jemand anderen funktioniert, muss nicht deine Lösung sein.

Sich übermäßig betäuben – Ob durch übermäßige Bildschirmzeit, Perfektionismus oder Substanzen: Alles, was uns dauerhaft vom Fühlen abhält, hält uns auch vom Heilen ab.

Merke: Entwicklung machen wir nicht. Entwicklung ist ein organischer Wandel der geschieht.

Was hilfreich sein kann

~ Kleine Schritte
Schritt für Schritt gehen und sich erinnern, dass Heilung kein Schalter sondern ein lebendiger Weg ist den es zu gehen gilt kann hilfreich sein, in Phasen von Turbulenzen.

~ Selbst- & Co-Regulation lernen
Es ist essenziell, dass dein Nervensystem Stabilität erfährt, wenn wir uns auf dem Heilungsweg befinden. Ressourcenorientierte Techniken (wie sanfte Berührungen, Atmung oder grounding) erweisen sich als hilfreich.

~ Verbindung und sanfte Begleitung
Niemand muss diesen Weg allein gehen. Sich mit einem Menschen oder einer Gruppe zu verbinden, die traumasensibel arbeitet, macht einen enormen Unterschied machen.

~ Sich an Momente erinnern, wo es sich leichter angefühlt hat
Auch wenn es sich im Moment schwer anfühlt – Heilung bedeutet nicht, für immer im Schmerz zu bleiben. Dein Nervensystem wird lernen, Sicherheit zu spüren. Es wird Momente geben, in denen du dich leichter fühlst, verbundener, lebendiger.


„Heilung geschieht, wenn wir Mitgefühl für unser verletztes Selbst entwickeln.“ – Gabor Maté

Jede Welle hat eine Bewegung: Auf und Ab.
Auch wenn du gerade mitten im Sturm stehst – du bist der ganze Ozean – nicht der Sturm.
Die Tatsache, dass es sich gerade intensiv anfühlt, bedeutet nicht, dass du versagst.
Es bedeutet, dass du wächst und dich veränderst.

Du bist nicht allein. Du bist auf dem Weg.
Just keep going!


Ich weiß, dass dieser Weg Mut braucht.
Und wenn du dich nach einer sanften, traumasensiblen Begleitung sehnst, lade ich dich ein, an meinem Gruppencall immer am ersten Donnerstag im Monat teilzunehmen. Dort kannst du in einem sicheren Raum deine Fragen stellen, einfach da sein und dich mit anderen verbinden.

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